WhatsApp: 0043 664 73224541 zenom@gmx.net

Die Zigeunerkarten – alte Bekannte mit Herz, Klartext und Charakter

In meiner Laufbahn als Kartenleger – und die ist mittlerweile ein ganzes Stück Weg – gab es immer wieder Zeiten, in denen mir das Universum neue Impulse geschickt hat. So eine Phase erlebte ich, als ich schon viele Beratungen gemacht hatte, das Tarot längst mein Zuhause war und auch die Lenormandkarten längst flüssig durch meine Hände glitten.

Doch ich spürte: Da geht noch mehr. Etwas in mir sehnte sich nach frischem Wind, nach einer neuen Perspektive – nach einem Kartendeck, das anders spricht. Nicht besser, nicht schlechter. Einfach: anders.

Und genau da begegneten sie mir – die sogenannten Zigeunerkarten.

📜 Ein Wort zur Begrifflichkeit

Bevor wir tiefer eintauchen, ein wichtiger Punkt: Der Begriff „Zigeunerkarten“ stammt aus dem 19. Jahrhundert, als das Deck erstmals in dieser Form gedruckt wurde. Heute ist der Begriff nicht mehr zeitgemäß und gilt als problematisch, da er eine pauschale Fremdbezeichnung für verschiedene Roma- und Sinti-Gruppen darstellt, die oft diskriminierend verwendet wurde.

Trotzdem ist der Begriff im esoterischen Kontext noch weit verbreitet und markiert eine bestimmte Art von Wahrsagekarten – unabhängig von der ethnischen Herkunft. Alternativ wird inzwischen auch von „Wahrsagekarten mit Szenen des Alltags“ oder einfach „das klassische Wahrsagekartendeck“ gesprochen.

Ich selbst verwende den Namen heute eher historisch und aus Gewohnheit, nicht aus Absicht – denn meine Verbindung zu diesen Karten ist geprägt von Respekt, Wertschätzung und liebevoller Praxis.

Was sind Zigeunerkarten überhaupt?

Das Deck besteht aus 36 Karten, jede davon benannt mit einem konkreten Begriff, z. B. „Glück“, „Traurigkeit“, „Reise“, „Diebstahl“, „Geschenk“ oder „Offizier“. Die Karten sind illustriert mit kleinen Alltagsszenen, die direkt aus dem Leben gegriffen scheinen – ein Briefträger, eine Frau am Fenster, ein verliebtes Paar, ein leerer Stuhl.

Was diese Karten so besonders macht? Sie reden Klartext. Hier geht es nicht um archetypische Symbole oder vielschichtige Bildsprachen – sondern um eine direkte, intuitive Deutung. Man sieht die Karte und fühlt, was sie sagt. Es ist fast, als würden sie einem beim Auslegen schon zuzwinkern.

Wie arbeitet man mit diesen Karten?

Die Zigeunerkarten eignen sich hervorragend für konkrete Fragen und Alltagsanliegen:
Liebe, Beruf, Geld, Freundschaft, Entscheidungen.

Die klassische Deutung arbeitet viel mit:

  • Dreier- und Neunerlegungen
  • Tageskarten
  • Kartenpaaren und ihrer Interaktion
  • sowie Großen Legungen, bei denen alle 36 Karten ausgelegt werden.

Dabei liegt die Kunst nicht im komplizierten System – sondern im Gefühl, in der intuitiven Verbindung zur Fragestellung. Viele dieser Karten erzählen bereits als Einzelkarte eine ganze Geschichte.

Meine persönliche Beziehung zu diesen Karten

Ich habe sie damals „zwischendurch“ gelernt, ganz spontan, fast nebenbei – aber sie haben sich schnell in mein Herz geschlichen. Anders als Tarot oder Lenormand waren sie nicht unbedingt logisch strukturiert, aber sie hatten etwas Ehrliches, Direktes, fast schon Menschliches an sich.

Vielleicht liegt es daran, dass sie aus einer Zeit stammen, in der das Kartenlegen noch auf Jahrmärkten, in Hinterzimmern und auf der Veranda mit Tee betrieben wurde – sie tragen diesen Hauch von Leben, Staub, Lachen und Schmerz in sich. Sie erzählen nicht von Göttern oder kosmischen Energien – sie erzählen von Menschen, von Beziehungen, von Emotionen.

Heute nehme ich sie immer mal wieder zur Hand – besonders dann, wenn ich merke, dass ein Klient*in etwas Bodenständiges, Konkretes braucht, eine klare Antwort, einen Blick aufs Jetzt.

Was die Zigeunerkarten besonders macht

  • Intuitive Deutbarkeit: Du musst kein Symbolprofi sein – sie sprechen für sich.
  • Emotionale Nähe: Sie treffen Herz und Bauch, oft in wenigen Karten.
  • Vielfalt der Themen: Von Liebe über Familie bis zu Verlust und Hoffnung – alles ist dabei.
  • Ehrlich und ungeschönt: Sie können sehr direkt sein, aber nie respektlos.

Die Zigeunerkarten – oder wie man sie vielleicht heute nennen würde: die Alltagswahrsagekarten – sind für mich kleine Schatzkisten des Lebens. Sie waren nie meine Hauptakteure, nie die lautesten Stimmen – aber sie sind da, wenn ich sie rufe. Und sie antworten mit Wärme, Klarheit und einem Hauch Nostalgie.

Wer bereit ist, ihnen zuzuhören, entdeckt eine erstaunlich tiefgründige Form des Kartenlegens – direkt, ehrlich, manchmal rotzig, aber immer voller Herz.

Herzlichst

Bernhard